Es war auch für Spar ein Jahr der Extreme. Zum ersten Mal in seiner Geschichte konnte das Unternehmen die Marktführerschaft im österreichischen Lebensmittelhandel erringen. Erringen ist dabei fast schon ein Euphemismus. Spar überholte den bisherigen Marktführer Rewe nicht nur, sondern ließ ihn deutlich hinter sich. Die Tanne erreichte einen Marktanteil von 34,6 Prozent. Rewe kam in der Jahreswertung auf einen Marktanteil von 33,3 Prozent und beendet das Jahr mit 1,3 Prozentpunkten hinter Spar. Zum Vergleich: In der Endwertung 2019 lag Spar noch 1,5 Prozentpunkte hinter Rewe.
Licht im LEH
Diese Entwicklung schlug sich auch in den Spar-Jahreszahlen nieder, die dieser Tage veröffentlicht wurden. In Österreich erwirtschaftete Spar ein Bruttoumsatzplus von 8,32 Milliarden Euro, was einem Zuwachs von 15,6 Prozent entspricht. Damit liegt die Tanne deutlich über dem Branchenschnitt für 2020, den NielsenIQ mit 10,1 Prozent ausgewiesen hat. Wie stark das 2020er-Plus tatsächlich ist, zeigt sich, wenn man es mit dem Ergebnis 2019 vergleicht. Damals wuchs Spar um 4,7 Prozent und war klarer Wachstumssieger. Aus heutiger Sicht erscheinen 4,7 Prozent sogar niedrig. Immerhin legte das Unternehmen im darauffolgenden Jahr dreimal so stark zu. Aber es war eben kein „normales“ Jahr. Und das zeigen die Geschäftstätigkeiten von Spar, die nicht unmittelbar mit dem LEH zusammenhängen.
Schatten bei den Einkaufszentren
Denn die 29 Einkaufszentren der SES und die Sporthandelskette Hervis mussten wegen der zahlreichen Corona-bedingten Schließtage deutlich Federn lassen. Bei Hervis sank der Umsatz um 7,3 Prozent, im Shopping Center-Geschäft sogar um 13,2 Prozent. Was das für das Ergebnis bedeutet, kann man sich denken. Laut dem neuen Spar-Vorstandsvorsitzenden Fritz Poppmeier belastete der Einbruch in diesem Geschäftsbereich das Konzernergebnis mit einem zweistelligen Millionenbetrag (siehe Interview Seite 8). Trotzdem konnte das Plus im LEH das Minus bei den Shoppingcentern und bei Hervis mehr als wettmachen. Der Brutto-Verkaufsumsatz in allen drei Geschäftsfeldern Lebensmittelhandel, Sportfachhandel und Shopping-Center wuchs um insgesamt 5,6 Prozent auf 16,60 Milliarden Euro.
So lief es im Ausland
Sehr gut lief im Vorjahr auch das Auslandsgeschäft der Tanne: In den Ländern Slowenien, Ungarn und Kroatien sowie in Nordost-Italien konnte Spar einen Gesamtumsatz von 6,20 Milliarden Euro erwirtschaften und somit ein wechselkursbereinigtes Umsatzwachstum von 6,5 Prozent erreichen. In allen vier Ländern gehört Spar mittlerweile zu den Top 3 des jeweiligen Lebensmittelhandels: In Nordost-Italien ist Spar mit 2,43 Milliarden Euro Bruttoverkaufsumsatz ebenfalls Marktführer, in Ungarn mit 2,10 Milliarden Euro sowie in Slowenien mit 924 Millionen Euro Umsatz jeweils die Nummer zwei. In Kroatien hat sich Spar mit 733 Millionen Euro Umsatz bereits an die dritte Stelle gesetzt.
Onlinegeschäft zog massiv an
Ein interessanter Nebeneffekt der Corona-Krise war im Vorjahr die Entwicklung des Online-Handels. In Ungarn, Slowenien und Österreich unterhält Spar auch Lebensmittel-Onlineshops, bei denen die Nachfrage im Vorjahr extrem stark gestiegen ist: Der Umsatz im Online-Geschäft stieg in Slowenien um 150 Prozent, in Ungarn um 250 Prozent. In Österreich tut sich der Online-LEH aufgrund der hohen Ladendichte traditionell schwer. Trotzdem stiegen die Bestellungen in den drei Onlineshops (Lebensmittel, Haushalt und Freizeit sowie Weinwelt) um 50 Prozent, und der Umsatz wuchs um 60 Prozent. Bei Hervis verdoppelte sich der Online-Umsatz. In allen Ländern wurden die Lieferkapazitäten ausgebaut.
Der neue Vorstandsvorsitzende Fritz Poppmeier wird heuer aus einer Position der Stärke agieren können. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, die Marktführerschaft nicht nur zu verteidigen, sondern zu verdoppeln. Welche Pläne Poppmeier hat, das lesen Sie im großen Interview in der KEYaccount-Printausgabe 05/2021.