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Kommentar

Ausgelistet – und jetzt?

Ein Artikel von Wolfgang Zechner | 02.03.2018 - 14:56

Schenkt man deutschen Medienberichten Glauben, dann hat Edeka seinen tausenden selbstständigen Kaufleuten eine Liste von Produkten geschickt, die sukzessive aus dem Sortiment genommen werden sollen, unter anderem Marken wie Thomy, Maggi oder Wagner. Mit der Aktion will Edeka offenbar „faire Preise“ durchsetzen. Edeka soll sich den Berichten zufolge nicht allein aus der Deckung gewagt haben, sondern den Schritt im Schulterschluss mit den anderen Mitgliedern der europäischen Händlerallianz Agecore gesetzt haben. Eines der Mitglieder von Agecore ist die Schweizer Coop-Gruppe. Und dessen Sprecher Urs Meier wurde in helvetischen Medien mit folgendem Satz zitiert: „Wir haben einen Bestellstopp auf über 150 Artikel veranlasst.“

Nun wird in der Branche heftig spekuliert. So hat etwa ein führender Agecore-Manager bis vor Kurzem für Cooperic gearbeitet, einer konkurrierenden Kooperative, zu der unter anderem auch die Rewe-Gruppe gehört. Und besagter Manager soll – so will es zumindest das Gerücht – wütend auf Nestlé sein, weil er weiß, dass Nestlé angeblich Cooperic bessere Konditionen als Agecore geboten hat.

Wie auch immer die wahren Hintergründe aussehen: Es steht außer Streit, dass sich im Verhältnis zwischen LEH-Riesen und Lieferanten die Macht in den vergangenen Jahren zugunsten der Händler verschoben hat. Und das merken jetzt eben nicht nur die kleineren Markenartikler, die seit jeher unter Druck stehen, sondern auch die großen Multis. Die Frage bleibt freilich: Wie lange dauert es, bis die großen Händler den Bogen überspannt haben werden? Oder anders formuliert: Was passiert, wenn Kunden plötzlich den Supermarkt wechseln, weil sie „ihre“ Lieblingsmarke dort nicht mehr im Regal finden? Darum liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei der Nestlé-Auslistung vor allem um Säbelrasseln handelt, um die Konditionen zu verbessern. Denn jeder vernünftige Händler weiß: Marken sind immer noch die wichtigste Säule des Geschäfts.