Es ist rund zehn Jahre her, da stand Manuel Zeller vor dem Süßigkeitenregal einer Tankstelle. Zeller, der sich grundsätzlich gesund ernährt, trotzdem aber gerne hin und wieder nascht, ärgerte sich darüber, dass er nur die Wahl zwischen süßer Kalorienbombe und geschmacklosem Proteinriegel hatte – und auf beides hätte er gerne verzichtet. „Ich habe gemerkt, dass mir Zucker nicht guttut, ich müde werde, mich schlecht konzentrieren kann und eine Stunde später wieder Hunger habe“, erzählt Zeller und verweist zudem auf einen familiären Hintergrund: „Meine Eltern sind beide Diabetiker. So habe ich schon vor Jahren versucht, Zucker zu reduzieren, was sich als recht schwierig herausstellt, wenn man gerne Süßes isst.“ Ihm war klar, dass sehr viele Menschen dasselbe Problem haben. Dieses Problem zu lösen sah Zeller als Basis für ein Geschäftsmodell und so fing er – gemeinsam mit seinem Arbeitskollegen Patrick Kolomaznik – an, sich intensiv mit Zucker zu beschäftigen. „Wir alle lieben Süßes. Was dabei aber oft vergessen wird, ist, dass sich übermäßiger Zuckerkonsum weltweit zu einem massiven Gesundheitsproblem entwickelt hat. So vermuten Experten wie der führende Endokrinologe Dr. Robert Lustig, dass bis zu 75 Prozent aller Krankheiten in direktem Zusammenhang mit erhöhtem Zuckerkonsum stehen“, warnt Zeller. Die Zahlen geben ihm recht, denn der durchschnittliche Europäer konsumiert pro Tag etwa 150 Gramm Zucker, die WHO hingegen empfiehlt maximal 50 Gramm pro Tag. Das ambitionierte Ziel der beiden war geboren: einen schmackhaften Schokoriegel mit so wenig Zucker wie möglich zu kreieren und damit die weltweiten Naschregale vom Zucker zu befreien. Neoh, der zuckerreduzierte Proteinriegel mit dem Claim „Die Zukunft des Naschens braucht keinen Zucker!“, war geboren.
Geheime Zuckeraustauschformel
2020 bekam die Grundrezeptur ein Upgrade: „Wir haben nicht nur den Zucker ersetzt, wir haben alle Kohlenhydrate eliminiert, die im Blut sofort als Glukose auftauchen“, verrät Zeller, „die geheime Zuckeraustauschformel nennen wir ENSO6 und diese besteht hauptsächlich aus pflanzlichen Ballaststoffen und fermentiertem Mais.“ Dabei ist Zeller überzeugt, dass man, wenn man seine üblichen Heißhunger-Snacks durch Neoh ersetzt, pro Jahr bis zu 18 Kilogramm Zucker einsparen kann. „Diese drastische Reduktion führt zu vielen positiven Effekten wie etwa einem besseren Immunsystem, einfacherer Gewichtskontrolle, erhöhter Konzentration und einer viel bessere Stimmung.“
Millionenschwerer Deal
Im Frühling 2021 landete die Firma einen großen Coup: In einer ersten Finanzierungsrunde beteiligte sich unter anderem Tennis-Profi Dominic Thiem an dem Unternehmen. In einer zweiten Runde im Sommer 2021 kamen weitere 2,4 Millionen Euro – unter anderem vom Salzburger Nahrungsergänzungsmittel-Hersteller Biogena und der Wiener Werbeagentur Stargate Group – hinzu. Das gewonnene Kapital wird vor allem in die Verbesserung der Produkte, in den Aufbau des Vertriebs und in die Markenbekanntheit investiert. Die im Corona-Jahr 2020 gegründete Neoh Invest AG darf sich heute über eine Bewertung von 29 Millionen Euro freuen.
Sortensieger: Waffel
Aktuell gibt es sechs verschiedene Neoh-Artikel im Sortiment: vier Riegel in den Geschmacksrichtungen Schokolade, Himbeere, Kokosnuss und Karamell, eine klassische Waffel mit Haselnusscreme und die Schoko-Bites. „Das beliebteste Produkt ist die Waffel“, verrät Zeller, „unser neu gelaunchter veganer Karamellriegel holt aber schon mächtig auf.“ Erhältlich ist Neoh flächendeckend in Österreich. „Allen voran bei unserem ersten Partner Spar Österreich, seit September auch in allen Billa- und Bipa-Filialen sowie ab März bei MPreis im Westen Österreichs. Dazu findet man unsere Produkte bei Metro, vielen Tankstellen, Fitnesscentern und natürlich auch online direkt bei uns sowie bei Amazon“, so Zeller.
Österreich, Deutschland, USA
Die Ziele für 2022 sind ambitioniert: zum einen die Voll-Listung in Österreich, zum anderen der Aufbau von zusätzlicher Bekanntheit. Außerdem wird natürlich weiter an der Deutschland-Expansion gearbeitet. „Wir haben in unserem Nachbarland bereits mehr Fläche als in Österreich, aber bei der Bekanntheit erreichen wir erst neun Prozent.“ Ist das Deutschland-Ziel erreicht, geht es weiter in die USA. „Da wollen wir vor allem online einiges bewegen“, verrät Zeller. Zudem haben sich schon Partner gemeldet, die gerne eine Lizenz für zum Beispiel Finnland erwerben möchten. „Hier gilt es noch eine gute Expansionsstrategie zu finden, die zum einen den Kern der Marke und des Produkts sicherstellt, parallel aber eine schnelle Expansion garantiert“, skizziert Zeller die Herausforderung. Es steckt also viel Potenzial drinnen in der Zukunft des Naschens.