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Unternehmen

Schlumberger: süße Aussichten nach trockenem Jahr

Ein Artikel von Wolfgang Zechner | 27.03.2024 - 12:45

Das Jahr 2023 war kein gutes für die Sektbranche. Eine hohe Inflation und gestiegene Preise sorgten für eine Kaufzurückhaltung bei den Konsumentinnen und Konsumenten. Der gesamte Schaumweinmarkt wuchs im LEH laut NielsenIQ-Zahlen im Umsatz um 2,2. Prozent.  Zum Vergleich: Das gesamte LEH-Marktvolumen legte 2023 um acht Prozent zu. In der Menge bewegte sich der Schaumweinmarkt sogar um 4,4 Prozent zurück. Der Champagnermarkt verlor 13,6 Prozent an Menge und sieben Prozent im Umsatz. Der Sektmarkt entwickelt sich etwas besser. Dieser ging nur um 4,9 Prozent im Absatz zurück, der Umsatz stieg aber um 3,5 Prozent. Das alles hinterließ auch bei Schlumberger Spuren: Die Marke Schlumberger beendete 2023 mit einem Absatzminus im LEH von 6,7 Prozent. Beim Umsatz betrug das Minus 1,6 Prozent. Schlumberger erreichte im Vorjahr einen Umsatz-Marktanteil von 10,1 Prozent. Etwas besser lief es mit der günstigeren Marke Hochriegl. Hier belief sich das Absatzminus auf 3,7 Prozent. Beim Umsatz gab es ein Plus von 2,1 Prozent. Der Marktanteil beim Absatz betrug Ende 2023 10,3 Prozent. Damit bleibt Hochriegl die absatzstärkste österreichische  Sektmarke. Erfreulich entwickelte sich Schlumberger Rosé Brut und vor allem Hochriegl Alkoholfrei Rosé (Umsatz: plus 93,8 Prozent: Absatz: plus 78 Prozent). Insgesamt erreichte das Haus Schlumberger beim Umsatz einen LEH-Marktanteil von knapp 20 Prozent und beim Absatz von 15,7 Prozent.

Trendwende zu Jahresbeginn

So weit die eher trockenen, weniger sprudelnden Zahlen. Doch eine Trendwende ist nicht nur in Sicht, sondern bereits da, wie Eugen Lamprecht, Sprecher der Geschäftsführung und Chief Sales Officer von Schlumberger, KEYaccount erzählt: „Die ersten Wochen des neuen Jahres waren sehr positiv. Allein im Jänner haben wir 80.000 Flaschen Schlumberger mehr verkauft als im Jänner des Vorjahres.“ 2024 ist für Lamprecht ein „Jahr der Konsolidierung“. Darum habe man für heuer auch keine Preiserhöhung geplant. Lamprecht: „Uns ist sehr wohl bewusst, dass ein bestimmtes Preisniveau erreicht wurde, das sensibel ist. Jetzt müssen wir wieder sehen, dass die Menschen mehr kaufen.“ Aber nicht nur der Jänner, auch der zweite Monat des Jahres hat sich laut Lamprecht sehr erfreulich entwickelt: „Wir lagen auch im Februar sowohl über dem Vorjahresmonat als auch über Plan.“

Top Spirit, Mozart, Gin

Doch Schaumweine sind beileibe nicht das einzige Produkt, mit dem die Unternehmensgruppe Schlumberger ihr Geld macht. Eine zentrale Rolle spielt das Vertriebsgeschäft, das unter der Marke Top Spirit subsumiert ist. Trotz der für die Alkohol-Branche rauen Rahmenbedingungen konnte Top Spirit im Vorjahr bei den Marktanteilen einen Prozentpunkt dazugewinnen und hält die Marktführerschaft mit einem Marktanteil von 15,6 Prozent. Besonders stolz ist Lamprecht zudem auf die Likörmarke Mozart, die sich zu einem echten Exportschlager, vor allem in den USA, entwickelt hat. In den Vereinigten Staaten hat sich Mozart im Vorjahr sogar zum stärksten Schokoladenlikör überhaupt entwickelt.  479.000 Liter wurden im Vorjahr dort verkauft, 2022 waren es noch 149.000 Liter gewesen.

Insgesamt legte Mozart im heimischen LEH beim Absatz um 15 Prozent und beim Umsatz sogar um 19,4 Prozent zu. Diese Zahlen sind umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass die Kategorie Liköre im Vorjahr laut NielsenIQ beim Absatz 8,4 Prozent und beim Umsatz 1,2 Prozent eingebüßt hat. „Ebenso eine erfreuliche Entwicklung hatten wir bei unserer Marke Hendrick’s Gin“, erzählt Lamprecht. Während die Kategorie Gin beim Absatz 6,7 Prozent und beim Umsatz sogar 8,5 Prozent verlor, konnte Hendrick’s Gin 12,7 Prozent im Absatz und sieben Prozent im Umsatz zulegen.

Geschäftsführung neu aufgestellt

Sektkellerei, Marken und Vertrieb sind das eine, organisatorische und geografische Rahmenbedingungen aber sind das andere. Und hier gibt es im Hause Schlumberger einige einschneidende Veränderungen. Beginnen wir mit den organisatorischen Veränderungen. Die Geschäftsführung des Unternehmens wurde neu aufgestellt. Diese Restrukturierungsmaßnahmen sind notwendig geworden, weil sich der bisherige Geschäftsführer Benedikt Zacherl seit Februar neuen Aufgaben innerhalb der Schweizer Unternehmensgruppe Marussia widmet, zu der Schlumberger seit zehn Jahren gehört. Zacherl trägt neu den Titel eines „Vice President Continental Europe“. Er verantwortet damit weiterhin strategisch den österreichischen Markt und das hierzulande angesiedelte Exportgeschäft der gesamten Gruppe. Zusätzlich hat Zacherl nun auch die Geschäfte in sechs weiteren europäischen Ländern, nämlich in Deutschland, Belgien, Frankreich, der Ukraine, Schweiz und den Niederlanden über. In Österreich folgte Zacherl nun eine Dreier-Geschäftsführung nach, bestehend aus Florian Czink, Stephan Dubach und eben Eugen Lamprecht. Lamprecht ist für den Vertrieb in Österreich zuständig, Czink leitet den Marketingbereich, Dubach verantwortet die Bereiche Finanz, IT und Produktion.

Alle drei Geschäftsführer sind gleichberechtigt. Einen „Vorsitzenden der Geschäftsleitung“ gibt es nicht. Lamprecht gibt freimütig zu, dass er sich anfangs gegen die Idee eines gleichberechtigten Dreierteams noch gewehrt hat. Inzwischen habe er sich aber damit arrangiert und schätze die Lösung. Auch auf Ebene des Mutterkonzerns gab es zuletzt Änderungen, die auch das Geschäft in Österreich betreffen. So hat Marussia-Unternehmensgründer Frederik Paulsen die Getränkegruppe vor zwei Jahren von der Börse genommen. Frederik Paulsens Tochter Eda Paulsen ist gerade mal Anfang 30 und soll nun das von Shareholder-Interessen befreite Familienunternehmen in die Zukunft geleiten. 

2025: Umzug der Produktion

Wie vorhin bereits erwähnt, gibt es aber auch geografische Änderungen bei Schlumberger. Im burgenländischen Müllendorf entsteht seit Sommer 2023 eine neue Produktionsanlage zur Sektherstellung. In das zwölf Hektar große Neubauprojekt investiert das Unternehmen einen „mittleren zweistelligen Millionenbetrag“, wie Lamprecht verrät. Im Jänner 2025 wird die Produktion im Burgenland aufgenommen. Bereits Mitte 2025 soll dann der Umzug der Produktion abgeschlossen sein. „Unser traditionsreicher Standort in Wien-Döbling wird aber erhalten bleiben“, versichert Lamprecht. Hier wird die Administration gebündelt. Und: Die Schlumberger Kellerwelten am Stammsitz werden für einen „mittleren einstelligen Millionenbetrag“ ausgebaut, so Lamprecht.