10shutterstock_2056984673_o.jpg

© Copyright (c) 2021 Dusan Petkovic/Shutterstock

Schwerpunkt Tiernahrung

Herrl und Hund mögen's gesund

Ein Artikel von Johannes Lau | 27.09.2023 - 12:34

In der Krise sparen Österreicherinnen und Österreicher offenbar nicht beim besten Freund des Menschen. Die Tierbedarfsbranche verzeichnete somit im Vorjahr gute Ergebnisse. „Neuerlich hat sich die Erfahrung der Vorjahre bestätigt, dass trotz multipler Krisen und Schwierigkeiten – Krieg in der Ukraine, hohe Inflation, geopolitische Unsicherheiten, Rezession – der Markt für Tiernahrung sehr widerstandsfähig ist und selbst in einem derartigen Umfeld keine signifikanten Einbußen zu verzeichnen sind“, analysiert Bernd Berghofer, Geschäftsführer von Austria Pet Food. Das zeige auch die eigene Bilanz: Das Unternehmen aus Pöttelsdorf im Burgenland sei im Jahr 2022 im Umsatz sehr gut gewachsen und konnte gegenüber 2021 wertmäßig um satte 33,7 Prozent zulegen. „Die laufenden Aktivitäten konnten wir gut ausweiten und intensivieren”, freut sich Berghofer. „Dieser Trend wird sich in 2023 fortsetzen. Wir erwarten in diesem Jahr eine weitere Umsatzsteigerung von rund 27 Prozent.”

Positive Entwicklung

Die weitere Entwicklung sei aufgrund des anhaltenden inflationären Umfeldes zwar noch nicht absehbar, aber Preise für Rohstoffe und Verpackungsmaterialien haben sich zuletzt auf hohem Niveau stabilisiert. Deshalb sieht Berghofer positiv nach vorne: „Das kommende Jahr wird geprägt sein vom Ausbau der Produktionskapazitäten am bestehenden Standort und der Schaffung der organisatorischen Voraussetzungen zur Bewältigung der angestrebten Wachstumsschritte.” Aber bereits jetzt sei sein Unternehmen für die Zukunft gut aufgestellt: Man könne heute schon das gesamte Spektrum im Segment der Dosen-Nasstiernahrung abdecken – vom Preiseinstieg bis zu absoluten Premium-Rezepturen. „Wir versorgen den Markt in allen Bereichen und decken unterschiedlichste Bedürfnisse ab.” Vor allem in den Paté-Bereich habe man in den letzten Jahren viel Entwicklungsarbeit hineingesteckt. So arbeite man intensiv an Produkten mit alternativen Proteinquellen. Heuer habe man ein Produkt mit Bio-Kräuterseitlingen in Kombination mit Fleisch unter dem Motto „Viel Fleisch, viel mehr Nachhaltigkeit“ entwickelt und am Markt erfolgreich platziert. Es komme eben immer öfter der Wunsch nach nachhaltigen Produkten aus alternativen Proteinquellen. „Wo unser neues Produkt mit Kräuterseitling sehr gut passt. Eben ganz spezifisch mit diesem neuen Produktkonzept, wo wir zwei Drittel Fleisch und ein Drittel Kräuterseitling einsetzen und so vollwertige, hochwertige Nahrung aber gleichzeitig auch viel Nachhaltigkeit servieren.” Dazu decke man auch noch andere Bedürfnisse ab – beispielsweise glänzendes Fell, gegen Gelenkschmerzen und gegen Allergien. Dem pelzigen Liebling soll es eben gut gehen.

Premium, Wellness

 

„Die beherrschenden Themen und laufenden Trends im Tiernahrungssegment bleiben unverändert und erweisen sich mehr und mehr als nachhaltig und langfristig: Premiumisierung und Humanisierung, Gesundheit und Wellness und die zunehmende Bedeutung von E-Commerce. Und gleichzeitig kommt auch immer öfter der Wunsch nach nachhaltigen Produkten, immer mehr auch aus alternativen Proteinquellen.” Aber auch etablierte Produkte erfreuen sich weiter großer Beliebtheit: „Das Basissortiment, das wir seit Gründung des Unternehmens anbieten, funktioniert immer noch hervorragend”, erklärt Berghofer. 

Volatile Lage 

Aber nicht nur bei einheimischen Produzenten, sondern auch bei einem internationalen Multi ist die Stimmung positiv – nämlich bei Mars Petcare, Markeninhaber etwa von Sheba und Pedigree. Das Unternehmen verzeichnete 2022 ein leichtes Wachstum. „Whiskas Frischebeutel, Dreamies Snacks und Perfect Fit Trocken haben sich sehr gut und somit gegenüber der Kategorie überproportional entwickelt”, bilanziert Geschäftsführer Kim Smet. Vor allem mit der Katzensnack-Marke Dreamies sei man laut NielsenIQ in der Summe der letzten zwölf Monate im niedrigen zweistelligen Bereich gewachsen. „Dieses Wachstum ist bedingt durch größere Packungsformate wie zum Beispiel unsere 350-Gramm-Mega-Box, aber auch durch neue Konzepte wie Dreamies Creamy Snacks”, erklärt Smet. 

Aber auch das Tiernahrung-Business wurde in den vergangenen Jahren von vielen aufeinanderfolgenden und miteinander zusammenhängenden Krisen geprägt – wie Covid-19, der Logistik-Krise und der durch den Ukraine-Krieg verursachten Inflationskrise, die sowohl in Privathaushalten als auch in Industrie und Handel zu spüren ist. „Neben all diesen Teuerungen sind wir im Speziellen von den stark gestiegenen Preisen für Agrarprodukte betroffen, die wir für die Herstellung von Tiernahrung brauchen. Pet Care ist einer jener Bereiche, in denen wir am stärksten betroffen sind.” Steigende Kosten fange man zwar weiterhin so gut wie möglich intern auf, angesichts der aktuellen Marktsituation sei jedoch ein gewisses Maß an Preisanpassung nötig. So bleibe die Lage volatil – zum einen durch die Rohstoffkosten und zum anderen, weil die Reaktionen der Konsumenten schwierig vorherzusagen sind. „Generell lässt sich jedoch sagen, dass Haustierbesitzer auch in herausfordernden Zeiten ihr Heimtier bestmöglich und im gewohnten Umfang versorgen möchten. Ein verändertes Einkaufsverhalten bedeutet somit nicht zwingend ein verändertes Fütterungsverhalten, sondern es wird eher das Einkaufsverhalten angepasst und zum Beispiel mehr in Promotion gekauft.”

Vollwertiges Familienmitglied 

Was Smet noch beobachtet: Auch im Blick auf Mars‘ Sortiment steigt die Nachfrage von grünen Produkten: „‚Natural‘ ist ein Trend, der sich derzeit stark entwickelt. Der Begriff wird häufig verwendet, um eine breite Palette von Produkten zu beschreiben, die den Trends und Wünschen der Konsumentinnen und Konsumenten nach ‚natürlicheren‘ Produkten in vielen unterschiedlichen Bereichen entsprechen.“ Darüber hinaus spielen Nahrungsergänzungsmittel, die etwa eine optimale Verdauung unterstützen, eine immer größere Rolle. Auch der Snacking-Trend, also Ergänzungsfuttermittel, wachse weiter – insbesondere bei Katzen. Man sagt ja, dass sich Hund und Herrl ähnlich sind. Das gilt inzwischen nun einmal vor allem bei der Ernährung. So wird sich inzwischen nicht nur genauer angesehen, was auf den eigenen Esstisch kommt, sondern auch bei Bello in den Napf. Deshalb wird zum Beispiel in der Dreamies Creamy-Range auf Zuckerzusatz sowie künstliche Farb- und Aromastoffe verzichtet, was laut Smet die Käuferschaft sehr goutiert. „Hundeeltern sorgen sich auch um die optimale Gesundheitsversorgung ihrer Hunde und möchten diese optimal mit Nahrungsergänzungsmitteln versorgen. Denn Hunde werden vermehrt als vollwertiges Familienmitglied gesehen und ihre Lebenserwartung steigt weiter an.“

Verstärktes Interesse an Bio 

Angestiegen ist auch das Wachstum von Fressnapf Österreich. „Mit einem Gesamtumsatz von 262,33 Millionen Euro wurde 2022 ein Zuwachs von elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr erreicht. Dies entspricht einem Plus von über 25 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr“, berichtet Geschäftsführer Hermann Aigner zufrieden. Wie in allen dreizehn Ländern ist die Gruppe damit auch hierzulande gewachsen, die so insgesamt einen Umsatz von 3,5 Milliarden Euro erzielt. Österreich ist einer der erfolgreichsten Auslandsmärkte des deutschen Unternehmens, das in Krefeld seinen Hauptsitz hat: Das Wachstum im stationären Handel in Österreich, wo 136 Filialen betrieben werden, beträgt Aigner zufolge neun Prozent. Ergänzend dazu sei aber auch der Online-Kanal inzwischen ein deutlicher Treiber. „Mit einem Umsatzplus von über 40 Prozent beziehungsweise 7,5 Millionen Euro zum Vorjahr wurde das geplante Wachstum deutlich übertroffen.“ Zum Erfolg des Online-Kanals habe auch das neue Versandlager des Logistikpartners in Österreich beigetragen. „Das einzig Beständige ist der Wandel und dieser verlangt uns im Management alles ab. Hierfür haben wir uns richtig aufgestellt und profitieren als wirtschaftlich stabiles Unternehmen von unserem resilienten Geschäftsmodell und unserer Strategie eines Omnichannel-Ökosystems. Mit unserer Omnichannel-Strategie und den Filialen vor Ort sind wir für eine nachhaltig profitable Entwicklung bestens aufgestellt. Wir entwickelten uns trotz Pandemie, Rohstoffknappheit oder Lieferketten-Thematiken auf allen Kanälen deutlich positiv und profitabel.“

Bedeutenden Anteil an der Umsatzentwicklung haben laut Aigner neben den bekannten Indus­triemarken aber ebenso die 16 Eigenmarken von Fressnapf, die inzwischen einen Sortimentsanteil von 53 Prozent ausmachen und 2022 einen Gesamtumsatz von 140 Millionen Euro erzielt haben. Auch Fressnapf bemerkt hier ein sensibleres Ernährungsbewusstsein der Tierhalter: „In der letzten Zeit haben wir vermehrt festgestellt, dass Konsumenten, insbesondere Hunde- und Katzenbesitzer, verstärktes Interesse an Bioprodukten und veganer Ernährung für Katzen zeigen. Dies spiegelt den wachsenden Trend zur gesunden Ernährung und Nachhaltigkeit in der Tiernahrungsbranche wider.“ Um auf diese Nachfrage zu reagieren, habe man die Bemühungen verstärkt, hochwertige Bioprodukte ins Sortiment aufzunehmen und arbeite eng mit Lieferanten zusammen, um sicherzustellen, dass eine breite Palette an Bio-Tiernahrung angeboten werden kann. „Darüber hinaus haben wir unser Augenmerk auf die Entwicklung von veganen Ernährungsoptionen für Katzen gelegt. Wir sind in Gesprächen mit Tierernährungsexperten und suchen nach innovativen Lösungen, um sicherzustellen, dass auch katzenfreundliche vegane Produkte verfügbar sind, die den Ernährungsanforderungen entsprechen.“ Aigner betont aber, dass vor einer veganen Ernährung des Haustiers erst ein Tierarzt aufgesucht werden sollte, um die richtige Ernährung zu klären. „Unser Ziel ist es, die sich ändernden Bedürfnisse und Wünsche unserer Kunden zu verstehen und innovative Lösungen anzubieten, um den Anforderungen des Marktes zu entsprechen.“ Dazu gehören auch immer stärker nachgefragte nachhaltig produzierte Produkte, die sich vor allem unter dem Dach der Eigenmarke Naturally Good sammeln: Weniger Fleisch, pflanzliche Proteine und Eiweiße und Verpackungen aus zum Großteil recyceltem Material stehen hier im Fokus. 

Vom Versorger zum Umsorger 

Durch die Inflation sowie steigende Energie- und Lebenshaltungskosten sei die Kundschaft jedoch wesentlich preissensibler geworden. Aber Fressnapf hilft: „Mit unserem Kundenbindungsprogramm Fressnapf Friends ist es uns gelungen, neue und bestehende Kunden von uns zu überzeugen und mit dem Friends-Rabatt finanzielle Entlastung zu bieten.“ Neben den üblichen Tierbedarf-Produkten gibt es bei Fressnapf aber inzwischen auch andere Services: Reisen, Welpenschulen, Fellpflege-Salons, der Fressnapf-Tracker oder das Abo-Modell der Wau-/Miaubox werden den Haustierbesitzern ergänzend angeboten. „Wir erleben, dass nicht nur der tägliche Haustier-Bedarf bei uns gedeckt wird, sondern unsere neuen und innovativen Zusatzservices an Beliebtheit gewinnen. Fressnapf entwickelt sich vom Versorger zum Umsorger“, sagt Aigner.

Aber das seien nur einige Beispiele wie man durch die turbulenten Zeiten komme. „Wir befinden uns ja seit einigen Jahren im Krisenmodus. Ganz gleich ob Pandemie, Handelskonflikte oder Ukraine-Krieg und die dadurch entstandenen Herausforderungen der Lieferkette oder Rohstoffknappheit.“ So seien in der Tiernahrungs- und Tierzubehörbranche wie im gesamten Handel Preissteigerungen derzeit ein bedeutendes Thema. „Aktuell ist es jedoch schwer, eine genaue Prognose abzugeben, da wir uns in einem sich ständig verändernden Marktumfeld befinden.“ Aber Aigner ist optimistisch, dass es im nächsten Quartal zu Preissenkungen kommen könne. „Wir arbeiten konsequent daran, sicherzustellen, dass wir die Bedürfnisse unserer Kunden bestmöglich abdecken. Dazu gehören regelmäßige Gespräche mit neuen Lieferanten, um sicherzustellen, dass unser Sortiment immer attraktiv und vielfältig bleibt.“ Aber auch die neue Renovierungsstrategie zielt darauf ab. „Dies wird dazu beitragen, dass unsere Geschäfte nicht nur moderner und ansprechender aussehen, sondern auch ein verbessertes Einkaufserlebnis für unsere Kunden bieten“. 2023 wurden bereits zehn Prozent der Filialen entsprechend neu gestaltet – in den nächsten drei Jahren sollen nach diesem Konzept alle Geschäfte umgebaut werden. Rex und Miezi halten die Branche also weiter auf Trab.